Meldungen aus dem Landesverband Rheinland-Pfalz
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Themenwanderung am 10. Juli – ein eindrucksvoller Tag

Mit dem Wetter hatten die rund 60 Wanderer Glück, als sie am vergangenen Samstag rund um das ehemalige Kriegsgefangenenlager in Bretzenheim/Nahe aufbrachen.

Am 10. Juli 2021 war es 76 Jahre her, dass die US-Armee das Kommando über das Kriegsgefangenenlager in Bretzenheim/Nahe an die französische Armee übergab. Dieses Datum hatten wir zum Anlass genommen, eine ganz besondere Veranstaltung am Mahnmal „Feld des Jammers“ in Bretzenheim zu planen.

Zwei Gruppen machten sich kurz nach 14 Uhr auf den Weg in die Weinberge. Gruppe Eins wurde geführt von Katharina Kreuzarek, die sich als Projektmitarbeiterin mit den Geschehnissen in dem ehemaligen Rheinwiesenlager bestens auskennt. Dennis Köppl, Bildungsreferent im Landesverband, ist durch sein Geschichtsstudium mit den Vorgängen des Zweiten Weltkrieges vertraut- er führte die zweite Gruppe um das ehemalige Lagergelände.

Während die beiden Wandergruppen anhand von Bildmaterial, Originalgegenständen und dem Fachwissen der beiden Volksbund-Mitarbeiter in das Thema Kriegsgefangenschaft in den Rheinwiesenlagern eingeführt wurden, bekamen die Interessierten, die am Mahnmal blieben, Gelegenheit Schriften aus dem Bretzenheimer Dokumentationszentrum zu lesen oder sich anhand von Informationsmaterial über den Volksbund zu informieren. Das Ehepaar Spietz, das seit vielen Jahren das Dokumentationszentrum in Bretzenheim ehrenamtlich leitet, standen als Ansprechpartner zum Thema Bretzenheimer Rheinwiesenlager Rede und Antwort. Kompetent beraten wurden Interessierte zum Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. von Frau und Herrn Basten.

Nach etwa 4 Stunden kamen die Wanderer zurück zum Ausgangspunkt- sichtlich beeindruckt von dem, was sie auf dem Weg Neues erfahren hatten und auch körperlich bestens ausgelastet. Zwischenzeitlich war Albert Simon mit seiner Ehefrau und seinen Söhnen am Mahnmal eingetroffen. Der 93-jährige war vor 76 Jahren in Bretzenheim inhaftiert und konnte noch so einiges von damals erzählen. Nach einer Kranzniederlegung sprach Herr Simon die folgenden berührenden Worte an die Anwesenden:


Sehr geehrte Anwesende,

Anfang Juli 1945- fast auf den Tag genau- wurde ich als Kriegsgefangener dieses Lagers entlassen. Ich war 17 Jahre alt. Ich möchte hier nicht über meine Lagerzeit berichten, vielmehr erlaube ich mir, mich zum Sprecher meiner in diesem Lager verstorbenen (und überlebenden) ehemaligen Kameraden zu machen. In ihrem Namen möchte ich den Dank zum Ausdruck bringen an alle, die für diesen Gedenktag verantwortlich - beziehungsweise persönlich anwesend sind oder bei der Gestaltung mit geholfen haben. Sie alle zeigen damit, dass man sie, dass man uns noch nicht vergessen hat. Das berührt mich sehr.

Eure Väter, Großväter, Onkels oder sonstige Familienangehörige, die in diesem Lager litten und starben- wir alle waren Soldaten, hatten unsere Pflicht erfüllt, wie es das damalige Gesetz es befahl. (…)

Hier heute zu stehen, den Kranz niederlegen und Worte des Gedenkens sagen zu dürfen, ist die größte Ehre, die mir im Leben zu Teil wurde.

Ich sage nochmals Danke im Namen meiner ehemaligen Kameraden.

Albert Simon, 10.07.2021


Mit einem kleinen Weinausschank fand die Veranstaltung ihr Ende. Zwei Stunden später setzte auch der Regen wieder ein, der uns die vergangenen Tage begleitet hatte. Ein aufregender, informativer und auch etwas anstrengender Nachmittag, der uns noch lange im Gedanken begleiten wird, neigte sich dem Ende zu.

Text: Karoline Pichert